Mario Hené
Ein Kind lebt im Moment. Mit dem sogenannten Erwachsenwerden beginnen die meisten von uns irgendein ungewisses Zukunftsparadies zu leben, und wenn sie dann alt sind merken sie, dass sie die Gegenwart vergessen haben.
Weißt du noch wie es war, als du ein Kind gewesen bist
weißt du noch wie langsam damals die Zeit verrann.
Jeder Tag so lang wie ein Jahr, deine Träume im Sonnenlicht,
hast Stunden gesessen und starrtest Steine an.
Die Bäume schienen den Himmel zu berühren.
Hinter der Haustür lag schon eine andere Welt.
Manchmal an kalten Wintertagen hat deine Mutter dir davon erzählt.
Dann hast du Lesen gelernt, hast eine neue Welt entdeckt,
hast Freunde gefunden, deine Gedanken mit ihnen geteilt.
Hast dich von Träumen entfernt, dein Spielzeug im Schrank versteckt,
den Verstand entdeckt dich von der Fessel des Glaubens befreit.
Bist mit den Vögeln im Traum bis nach Süden geflogen,
wenn der Herbstwind deinen Drachen steigen ließ.
Hast deine kleine Welt verlassen, wie ein Fluss, der zum Meer hin fließt.
Doch du bist älter geworden, greifst nach den Sternen die am Himmel steh´n; schmiedest Pläne die du meist nur noch beginnst;
hast deine Träume im Gestern verlor´n und gelernt, nur nach vorne zu seh´n; hast gelernt wie man spielt und freust dich wenn du gewinnst.
Doch mit jedem Gewinn hast du irgendetwas verloren;
jede Antwort hat dir nur neue Fragen gebracht.
Als Kind hattest du Angst, wenn es dunkel wurde,
heut fürchtest du den Morgen nach jeder Nacht.
Denn morgen bist du alt und dann blickst du zurück
auf das, was du und was man aus deinem Leben gemacht.
Du wirst laufen durch deinen Wald von Gefühlen Schmerz und Glück,
wirst weinen über Dinge, die du früher nur belacht.
Dann denkst du nach über all deine Pläne
und darüber, was daraus geworden ist.
Vielleicht findest du, dass du viele Tage verschenkt hast,
wenn du alt, und deine Zeit fast zu Ende ist.